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01.07.2009 - Sie führen kommende Woche die beiden deutschen Nationalmannschaften als Kapitäne in die U18-Europameisterschaften in Nivelles: Kristina Hillmann (UHC Hamburg) und Maximilian Donnermeyer (SC Charlottenburg). Die Redaktion von hockey.de führte mit den beiden Spielführern wenige Tage vor dem EM-Start in Belgien ein Interview über Ziele und Hoffnungen, die die DHB-Teams und sie persönlich in Nivelles umsetzen wollen. Dabei geben sich die 17-jährige Bremerin als auch der 18-jährige Berliner optimistisch, sie wissen aber auch um die Schwere der Aufgabe.
hockey.de: Wie würdet Ihr für Eure Mannschaft die Vorbereitung auf die EM beurteilen? Fahrt Ihr gut präpariert nach Nivelles?
Kristina: Ich denke, dass wir gut vorbereitet nach Belgien fahren. Na klar, kann man nie genug Trainingsspiele haben, aber im Großen und Ganzen sind wir gut präpariert. Den letzten Arbeitslehrgang kurz vor der EM, werden wir nochmal dazu nutzen, um an den letzten Feinheiten zu arbeiten!!
Maximilian: Wir hatten natürlich einige Maßnahmen, vom Osterturnier über DPJW und DFJW bis zum Arbeitslehrgang in Bad Harzburg und den Länderspielen in Den Haag. Das mag zwar viel klingen, aber wenn man bedenkt, dass die Holländer in den letzten Wochen jeden Tag zusammen trainiert haben, ist das eher wenig. Trotzdem denke ich, dass wir schon einen großen Schritt gemacht haben. Sowohl spielerisch, als auch im mannschaftlichen. Auch wenn die letzten beiden Spiele gegen Holland nochmal ein ziemlicher Dämpfer waren, da wir vieles, dass beim DPJW und an Ostern geklappt hat, nicht auf die Platte bekommen haben. Zusätzlich haben alle zu Hause an der Athletik gearbeitet, so dass wir auch hier optimal vorbereitet sein sollten. Das Einzige, was die Vorbereitung erschwert hat, ist, dass uns die ein oder andere Stammkraft fehlt. Dass Florian Fuchs bei der U21 spielt, hatte sich ja schon relativ früh herauskristalisiert, aber dass uns mit Danny Nguyen auch noch eine zentrale Kraft aufgrund der Herren-DM-Endrunde fehlt, macht die Sache schon schwer. Und dann kam natürlich noch der Handbruch von Luis Ibbeken dazu. Das ist schon 'ne harte Nummer, wenn drei so wichtige Spieler fehlen.
hockey.de: Wie groß ist die Vorfreude auf die EM?
Kristina: Die ganze Mannschaft freut sich unfassbar auf dieses Event. Es sind alle super heiß darauf, dass es endlich losgeht. Das ist eben das Highlight des Jahres für uns. Ich ganz persönlich freue mich natürlich auch super doll und kann es kaum noch erwarten!
Maximilian: Wenn man sich so umhört innerhalb der Mannschaft, ist die Vorfreude riesig, und der ein oder andere würde lieber heute schon anfangen. So 'ne EM ist ja auch 'ne Riesensache. Zwar haben die meisten schon Jugend-DM-Endrunden gespielt, aber sein Land bei einer EM zu vertreten ist nochmal was ganz anderes. Persönlich muss ich sagen, dass ich mich eigentlich schon freue, aber auf der anderen Seite auch gespannt bin, was das Turnier so bringt. Man hat jetzt solange wirklich zielstrebig auf diese eine Woche hingearbeitet und hofft, dass sich das natürlich auch irgendwie auszahlt. Außerdem finde ich es eine große Ehre, dass ich diese Truppe als Kapitän anführen kann. Das ist auch eine persönliche Auszeichnung, die man auch rechtfertigen will.
hockey.de: Von den nominierten Spieler/innen hat lediglich Helena Faust 2007 schon an der U18-EM teilgenommen, bei den Jungs noch keiner - was meint Ihr, was Euch in Nivelles erwartet?
Kristina: Ich denke, das wird schon alles ein bisschen professioneller organisiert sein, als bei einem gewöhnlichen Oster-Nationenturnier. Allein schon die Atmosphäre wird anders sein, da jedes Spiel Endspielcharakter hat, es geht eben um einen großen Titel.
Maximilian: Die Struktur um das Turnier herum ist sicherlich eine ganz andere, als sie es bei einem "normalen" Länderspiel ist. Das ist einfach 'ne Nummer professioneller und vor allem auch geregelter. Aber ich bin mir sicher, dass unser Trainer- und Betreuerstab so erfahren ist, dass diese ganzen Dinge möglichst fern von der Mannschaft gehalten werden. Und somit auch keine großen Probleme auftreten werden. Dann kommt halt hinzu, dass man nicht so weiß, was einen auf dem Platz erwartet. Die Gegner kann man in etwa einschätzen und auch auf Video studieren. Aber die Spiele werden 'ne ganz andere Sache, da man auch den Faktor Schiedsrichter nicht unterschätzen darf. Mit Glück haben wir sehr gute Schiedsrichter, das kann aber leider auch ganz anders laufen. Und dann hoffen wir ja auch noch, dass es eine EM-würdige Kulisse gibt. Es haben sich zwar viele Eltern angekündigt, aber die Frage ist ja auch, wie groß der Zuspruch der Belgier ist und ob die auch andere Teams anfeuern als das ihre.
hockey.de: Mit welchem Ziel fahrt Ihr nach Nivelles?
Kristina: Unser oberstes Ziel heißt klar, Europameister zu werden. Doch das erreicht man nur über Zwischenziele. Einer davon ist sicher, das Halbfinale zu erreichen und dann natürlich auch dies zu gewinnen. Ich denke, wichtig ist aber auch, dass man gut in solch ein Turnier startet, da ist auch besonders das erste Spiel wichtig.
Maximilian: Also, wenn man zu einer EM fährt, dann sollte man alles geben und so gut wie nur irgendwie möglich abzuschneiden. Wir haben nicht so viel investiert, um uns mit einer durchschnittlichen Platzierung zufrieden zu geben. Ich denke, wenn wir die Vorrunde überstehen, was anhand der Gegner Polen, Schottland, England durchaus realistisch ist, dann ist alles möglich, weil die Teams, die dann kommen, sprich Spanien, Holland oder vielleicht auch die Belgier, sind nahezu auf einem Level. So war es zumindest an Ostern. Wir können alle schlagen, da bin ich mir sicher! Daran orientieren sich auch meine Ziele. Ich hab eine gewisse Verantwortung, der ich mich auch stellen will und muss. Wenn mir das gelingt, werde ich eine gute EM spielen und der Mannschaft zum Maximum an Erfolg verhelfen.
hockey.de: Viele aus dem EM-Kader spielen 2009 ihr erstes Jahr im Erwachsenen-Punktspielbetrieb mit. Sind die dort gewonnenen Erfahrungen genau so hilfreich wie die Dinge, die ihr im DHB-Kader bei Lehrgängen und Länderspielen lernt?
Kristina: Na klar, das ist super hilfreich, im Erwachsenenbereich mitzuspielen. Ich finde, beides ergänzt sich echt gut. Man profitiert im Erwachsenenbereich natürlich viel von den Erfahrungen der Älteren. Auch den Umgang mit einer Niederlage oder eben den Erfolg lernt man immer besser kennen. Hilfreich ist es auch, weil man natürlich im Erwachsenenbereich viel mehr mit Drucksituationen konfrontiert wird. Im Kader werden dafür mehr die individuellen Fähigkeiten gefördert und mehr Zeit in jeden einzelnen Spieler gesteckt. Welche Erfahrungen nun aber mehr wert sind, finde ich schwierig zu sagen, wobei die Kombination aus DHB und Verein schon echt gut ist.
Maximilian: Die Erwachsenenmannschaften sind schon eine gute Schule. Der Unterschied zum Jugend Hockey ist einfach gewaltig, aber man passt sich da schnell an und macht einen Schub, was Spieltempo und Spielintensität angeht. Das hilft einem natürlich auch bei der Nationalmannschaft. Natürlich kann man sagen, was man will, Fakt ist, dass wir sieben Leute haben, die "nur" Regionalliga oder noch unterklassiger spielen. Da haben es die Leute, die Bundesliga spielen, schon noch besser. Aber ich denke, dass das nicht mal ein Nachteil ist, da die Regionalliga, was das körperliche Spiel angeht, schon 'ne gute Schule für die Spiele gegen die vermeintlichen kleinen Nationen ist.
hockey.de: Der Leitspruch des WJA-Kaders lautet "Go hard or go home". Wie kam es dazu und was bedeutet es?
Kristina: Auf unserem Rückflug von England hat einer von uns diesen Spruch in einer Zeitschrift gelesen. Wir waren uns alle einig, dass dieser Spruch einer unserer Leitsprüche wird. Grad jetzt in der Vorbereitung für die EM sollten wir immer wieder daran erinnert werden, wofür wir so hart arbeiten, und wer das eben nicht mit durchziehen möchte...na ja, der muss halt nach Hause. Hört sich jetzt hart an, aber es motiviert wirklich, immer wieder hart zu arbeiten und dran zu bleiben! Jeder hat dann eine Zahnbürste bekommen mit dem Spruch drauf gedruckt, dann wird man gleich morgens an unser Motto erinnert. Der Spruch passt aber eben nicht nur zur Vorbereitung der EM, sondern auch zum eigentlichen Turnier. Wir wollen bei der EM sicher nicht zu früh nach Hause fahren, also werden wir alles geben..
hockey.de: Die deutsche U21-Nationalmannschaft ist gerade Weltmeister geworden. Ist das zusätzliche Motivation oder zusätzlicher Druck für die männliche Jugend A, wie die "Großen" einen Titel mitbringen zu wollen bzw. zu müssen?
Maximilian: Also Druck ist das auf keinen Fall. Druck machen wir uns ja selbst auch genug. Aber so ein WM Titel ist natürlich schon das, worauf wir alle auf lange Sicht hinarbeiten. Wenn man sieht, dass ein Teil der U21-Weltmeister vor zwei Jahren den U18-Europameistertitel geholt hat, weiß man schon, wo es hingehen kann. Hinzu kommt, dass mit Flocke Fuchs auch ein 91er dabei war, mit dem wir auch gespielt haben. Das ist nochmal zusätzlicher Ansporn. Aber der Fokus liegt klar auf dem, was jetzt vor uns liegt, da sind solche Randerscheinungen eher nebensächlich, auch wenn sie sehr motivierend wirken.
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