Hockey Nachrichten

Silberschild 2021 – wie Phoenix aus der Asche

„Du bist von Carsten Rasehorn eingeladen zu einer WhatsApp-Gruppe: Silberschild 2021“
Da musste schnell gegoogelt werden: Traditionsreicher Wettkampf seit 1907 und seit 2016 Meisterschaft der Landesauswahlmannschaften Herren Ü 50.

 

                       

 

 

Das Turnier soll am 2./3.10.2021 in Bad Kreuznach stattfinden. Schnell finden sich 20 Interessierte und es gibt nur wenige Absagen. Unter deren Namen finden sich bekannte und auch unbekannte Mitspieler oder Gegner aus früheren Zeiten. Die Vorfreude aber auch die Skepsis, warum man denn
so spontan zugesagt hat, wächst. Carsten "Rasy" Rasehorn gelingt es zusammen mit Karsten "Lessi" Leßmann nicht nur ein tolles Team auf die Beine zu stellen, sondern ebenso eine perfekte Organisation von Training, Hotel etc. und nicht zu vergessen den tollen Trikots, für die neben dem NHV sogar noch Sponsoren gefunden werden konnten.
Das erste Kennenlernen der Spieler aus den verschiedenen Vereinen aus Hannover, Braunschweig und Goslar sowie London fand auf der schönen Anlage des DHC Hannover statt mit einem Trainingsspiel gegen die Bremer Stadtauswahl, die sich ihrerseits auf den Löwenpokal gegen München vorbereiteten. Es entwickelte sich ein munteres Spielchen, bei dem die ersten Spieler schon zeigten, was in ihnen steckt. Ein kleines Trainingsturnier beim Braunschweiger THC gegen deren A-Jugend und zweite/dritte Herren war eine äußerst anspruchsvolle Generalprobe. Wir zeigten eine gute Mannschaftsleistung, aber die uns körperlich überlegenen Jungs zeigten uns unsere Grenzen. Dennoch waren wir uns einig, dass wir zwar Spaß haben wollen, aber kein Kanonenfutter sein, sondern beim Turnier angreifen wollen.
Der Schlachtruf war auch schnell entsprechend dem Wappentier gefunden: Hüh - Hott!
Mit diesen guten Vorsätzen gewappnet, begaben sich letztendlich 18 Spieler nach Bad Kreuznach, wo die Mannschaften aus neun verschiedenen Bundesländern zunächst in drei Dreiergruppen die Platzierungen bei 30 Minuten Spielzeit ausspielten. Mit Rheinland-Pfalz drohte im ersten Spiel bereits ein großer Gegner. Zunächst bestätigte sich zwar das Gerücht, dass diese ohne die gefürchteten Dürkheimer antreten, wir taten uns jedoch trotzdem zunächst schwer gegen die kompakte Mannschaft. Das 1:0 machte Hoffnung, wir spielten uns immer besser ein und legten zum Ende bis auf 4:0 nach. Wir hatten die erste Duftmarke gesetzt.
Nach nur einem Spiel Pause mussten wir gegen die Hessen ran. In den letzten vier Turnieren waren diese dreimal Zweiter und hatten sich offensichtlich eine Menge vorgenommen. Sie beeindruckten mit einer Professionalität, wie sie keine andere Mannschaft auswies. Eine Trainerin leitete das 30-minütige Aufwärmen unter Nutzung modernster Methoden insbesondere von Blackrolls. Es entwickelte sich nach anfänglichem Abtasten ein munteres Spiel. Am Ende war es ein 0:0 der besseren Sorte und wir waren endgültig im Turnier angekommen.
Zwischen den Spielen gab es ein großes Hallo wie bei einem Klassentreffen. Man traf Spieler aus Jugendzeiten, weggezogene ehemalige Mitspieler oder auch Teamkollegen aus den Masters–Mannschaften. Es zeigt sich wieder einmal, dass wir im Hockeysport eigentlich nur eine große Familie sind. Als Gruppenerster mussten wir im nächsten Spiel gegen die eigentlich favorisierten Hamburger das Platzierungsspiel für die Dreierendrundengruppe gewinnen.
Einige Fachleute flüsterten aber bereits: die Niedersachsen sind so ein geiles Team, die hauen die Hamburger weg. Und tatsächlich gelang ein anfangs umkämftes, aber hoch verdientes 3:1. Nach diesem
körperlichen Kraftakt war der Jubel groß. Wir gehörten zu den besten drei Länderauswahlmannschaften in Deutschland.
Wir sangen dem Präsidenten Felix Krull am Telefon das Niedersachsenlied und gleich noch anschließend ein Geburtstagsständchen. Nach 2-3 Siegerbierchen zeigte sich der Anspruch der Mannschaft beim Abendessen. Apfelsaftschorle und alkoholfreies Weizen waren angesagt. Uns war klar, dass wir jede Mannschaft schlagen können und wir wollten den Pott holen.
Allerdings hatte der erste Wettkampftag schon deutliche körperliche Spuren bei allen hinterlassen. Aber was soll schon schief gehen, wenn man mit Rasy einen Mitspieler hat, der sich sein verdrehtes Handgelenk einfach mit Tape verbindet und ohne mit der Wimper zu zucken in den nächsten Tag startet. Lessi und der Rest der Truppe fühlten sich nicht zuletzt durch die Mithilfe der Physiotherapeutinnen fit, um erneut gegen Hessen anzutreten. Diese beeindruckten vor dem Spiel wieder mit langer Mannschaftssitzung und Blackrolls. Vielleicht war aber die teilweise als Seniorengymnastik belächelte Vorbereitung das Mittel zum Erfolg.
Wir waren während der zweimal 20 Minuten zwar ebenbürtig, mussten uns am Ende aber 0:2 geschlagen geben. Da anschließend der Westen gegen Hessen ebenso 2:0 gewonnen hatte, brauchten wir einen ebenso hohen Sieg gegen den Westen, um in ein Penaltyschießen der drei Mannschaften zu kommen oder einen höheren Sieg, um das Turnier zu gewinnen. Wir starteten furchtlos, lagen aber gleich mit 0:1 hinten und der Traum schien geplatzt.
Mit den Worten von Rasy beim Sportsgruß: Spielst du gegen Niedersachsen, musst du über dich hinauswachsen; spielst du gegen den Westen, spielst du gegen die Besten. Unser Aufbäumen kam aber zu spät. Trotz eines 0:2 Rückstandes erkämpften wir uns am Ende nicht nur ein 2:3, sondern den endgültigen Respekt der Gegner.
Wir waren das "sympathische Team", das bei seiner ersten Turnierteilnahme einen "traumhaften Einstand" hatte. Bessere Komplimente konnten wir uns nicht wünschen und in der Tat war wirklich der Star trotz toller Einzelspieler die Mannschaft, in der jeder seinen Platz hatte und sich wohl fühlte.
In der WhatsApp-Gruppe zeigten später alle nicht nur das Horrorkabinett ihrer Blessuren, sondern betonten wieviel Spaß sie hatten.

 

                 


                             Die Gruppe wurde auch gleich unbenannt in Silberschild 2022.

 

 

Knut Meyer-Degering

 
20. April 2024
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